Tag 1 - Windig
Heute früh haben wir unser Auto wieder abgeben müssen. Die gute Frau der Autovermietung hat nur kurz drüber geschaut und schon war sie auch wieder weg damit. Insgesamt sind wir damit um die 700km die Ostküste hoch in Tasmanien gefahren (es kommt noch eine Karte mit Route). Wir sind etwas traurig darüber, dass wir nur die Ostküste geschafft haben, gerne hätten wir auch noch mehr gesehen, aber erstens haben wir ja den Overland Track noch vor uns und zweitens ist dies auch ein schöner Grund irgendwann mal wieder nach Tasmanien zurückzukehren ;)
Auf geht's also zum Bus der uns zum Startpunkt des Tracks bringen wird. Die Fahrt ist mehr als Kurvenreich und mir wird ziemlich übel. Na das ist ja ein toller Start denke ich mir, wenn ich da gewusst hätte welche Schmerzen noch auf mich warten, hãtte ich wohl über diese leichte Übelkeit laut los gelacht...
Immer höher und höher mit dem Bus kommen wir nach 4 Stunden am Cradle Mountain Infocenter an. Erster Schock es ist verdammt kalt. Erster Gedanke: ich werde erfrieren xD
Na ja erst mal schnell ins Infocenter rein. Dort hängen perfekt für mich vorbereitet dicke Schafswollsocken- GEKAUFT
Am liebsten hätte ich mir noch eine zusätzliche Fleecejacke gekauft, aber da hat dann die Vernunft "es wird schon nicht so kalt" gesiegt.. Ha ha...
Noch schnell den Pass abgeholt und ab in den nächsten Bus der uns ein Stück weiter in den National Park fährt. Nun ist es 13 Uhr und wir können endlich starten. Erste Etappe: über den Cradle Mountain zur Waterfall Valley Hut, die ersten 10km gehen also los.
10 km hört sich erst mal gar nicht so viel an, aber es ist schon was anderes wenn man dabei auf 1232 Meter hoch muss. Die nette Frau im Infocenter sagte uns schon, wenn man mit schwerem Gepäck dieses Stück laufen will, ist es nicht sehr nice. Überhaupt haben wir vorher immer gehört uns gelesen, das dieses Stück des Overland Tracks das anstrengendste wäre... Von Wegen...
Der Aufstieg war insgesamt ziemlich gut, wir waren ja jetzt schon dank der letzten Woche Aufstiege gewohnt, hier hatte man sogar auch mal hin und wieder ein Seil zur Stütze.
Vielleicht lag es daran, das es der erste Tag war und wir auch gleichzeitig hochmotiviert waren, auf jeden Fall merkten wir bis dahin kaum unsere Rucksäcke. Hier liegt die Betonung aber ganz klar auf "bis dahin" ...
Es wurde oben ziemlich stürmig und der Wind schaffte es immer wieder uns aus der Bahn zu werfen. Nach 6 Stunden kamen wir endlich an der Waterfall Valley Hut an. Das Gefühl nach 6 harten Stunden endlich diese Hütte zu erreichen, ist unbeschreiblich.
In der Hütte war noch Platz, also warum bei Minusgraden zelten.
In den Hütten stehen kleine Öfen die man aber erst bei Temperaturen um die 5 Grad oder kälter anmachen darf, als wir ankamen, waren sie an! Die Temperaturen sind hier im inneren des Landes und so weit oben, komplett anders als wir sie noch von der Ostküste kannten, das ist schon eine Umstellung die nicht gerade angenehm ist, aber gut, so ist das eben, wir nehmen es wie es kommt!
Trotzdem war das Wetter heute gut, die Sonne lies sich häufig blicken und kein Regen, was will man mehr!
Nun sind wir und die Bernds fix und fertig und wir wollen nur noch schlafen. Die Schlafplãtze sind einfache Holzpritschen, aber unsere Isomatten sind ja ganz bequem also geht das!
Tag 2 - Schmerz
Schön ausgeschlafen machten wir uns am späten Vormittag langsam raus aus den Federn. Heute hatten wir nur eine Etappe von 7,75 km vor uns von der Waterfall Valley zur Windermere Hut. Easy dachten wir uns noch...
Als wir dann unser Zeug gepackt hatten und es auf die Rücken hiefen wollten, da spürten wir sie, die Schmerzen. Kaum zu beschreiben wie weh bestimmte Stellen am Körper taten, wie sollten wir damit nur weitere 7,75km laufen? Und auf einmal ist das eine Ewigkeit und glaubt uns, das war es auch.
Aber immerhin die Landschaft war schön, eine Black Tiger Snake kreuzte mal wieder unseren Weg, wir trafen ein Wombat und ein Wallaby sah's vor der Hütte als wir ankamen. War die Erleichterung am ersten Tag schon groß irgendwann die Hütte erreicht zu haben, war sie dieses Mal überwältigend.
Alles tat weh, wirklich ALLLES!!! Während des Tracks konnte man sich hier und da durch das Bestaunen der Landschaft um einen herum noch ablenken, aber auf den letzten Metern dachten wir beide wir brechen irgendwann zusammen.
Natürlich sind wir beide nicht trainiert und deswegen liegt es wohl auch ein Stück weit daran, dass es uns wirklich schwer viel mit 10 kg auf dem Rücken über Berg und Tal zu laufen, aber man merkte die Schmerzen auch den anderen Menschen an und die waren eindeutig an sowas gewöhnt. Die Strecken sind wirklich hart, sieht man auf unseren Bildern hauptsächlich die Wege die super waren, liegt das daran das ich wãhrend der Aufstiege und der wirklich harten Wege nicht in der Lage war noch mal schnell die Kamera hervorzuholen und nen Schnappschuss zu machen. Man war viel zu sehr auf den Weg konzentriert und ihn ohne umknicken oder ähnliches zu meistern. Sollte man doch mal ausrutschen oder sich auf irgendeine andere Art und Weise verletzten, kann man sich mit Hilfe eines Notsignals weiterhelfen, nachdem man dieses abgesendet hat kommt so schnell wie möglich Hilfe, was in Form eines Helikopters geschieht, anders kann man in diese entlegenen Gegenden nicht gelangen. Natürlich muss man dieses Ding kaufen, haben wir aber nicht :) aber ist ja auch nichts passiert.
An unserem ersten Tag musste wohl ein Pärchen mit dem Heli geholt werden, was genau passiert ist haben wir nicht mitbekommen, aber es kommt also hier und da mal vor. Deswegen muss man schon immer ein bisschen auf sich und vor allem seine Schritte aufpassen.
An der Hütte angekommen, lies sich die Sonne noch ab und zu leicht blicken, also schnell den Rücken hingestreckt, denn jede Art von Wärme ist lindernd. Leider war in dieser Hütte der Ofen kaputt, nicht das diese Gasöfen so viel bringen würden, aber besser als nichts!
Na ja völlig fertig, jeder Muskel schmerzend aber glücklich angekommen zu sein, sind wir froh heute etwas mehr Zeit zum ausruhen zu haben. Das tun wir auch indem wir früh schlafen gehen, der nächste Tag wird nämlich der längste und ach ja es soll wohl regnen...
Tag 3 - Matsch
Es geht uns besser, das lange Ausruhen hat wirklich was gebracht, okay und die Schmerztabletten (Ludo sei Dank). Wir hatten schon die Idee sie in unsere Trinksysteme zu füllen (es sind Trinktabletten) und quasi immer nach Bedarf nen Schluck zu nehmen ;) haben wir dann aber doch verworfen, die Dosis wäre zu gering gewesen, wir brauchten sie sofort :D
Wenigstens sind die Schmerzen heute so gut wie weg, dafür fängt es nun an zu regnen. Na ja kein Problem denken wir uns, Regenklamotten an und auf geht's. Heute ist die längste Strecke dran, mit knapp 20km.
Also über diesen Tag werde ich wohl noch in 50 Jahren sprechen, eher gesagt wir. Es regnete und regnete und regnete und regnete und regnete und regnete und das während die gesamte Strecke durch den Regenwald führte... bauchen wir noch mehr sagen?
Okay wer noch nicht in einem Regenwald war und dort noch nicht einen Regenschauer erlebt hat, kann es vielleicht nicht nachvollziehen. Aber auch in Deutschland kommt es ja mal vor, dann wenn die Welt sich ganz dunkel färbt, das ein ordentlicher Schut herunter kommt, stellt euch das einfach volle 6 Stunden vor und nein die Bäume und der Wald haben da keinen Schutz gegeben... Im Gegenteil..... Whaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa es war so anstrengend :D
Der Weg bestand aus durchgehendem Matsch, dicken rutschigen Wurzeln und etwas was wohl mal eine Pfütze darstellten sollte, sich nun aber als See entwickelt hatte. Oh man...
Raphaels Schuhe gaben als erstes nach, der Rest folgte innerhalb der 6 Stunden. Obwohl meine Schuhe, ich singe immer noch Loblieder auf sie, haben tatsächlich durchgehalten und glaubt mir trockene Füße sind viel wert an solch einem Tag. Sogar als ich ausrutschte und mit samt meines Gepäck im Schlamm landete und dadurch Knietief im Schlamm steckte, hielten sie durch! Und nein Godi, davon gibt es keine Bilder ;) die Kamera musste leider den gesamten Tag verpackt im Rucksack bleiben, der leichte Regen hätte sie wohl sofort bei Kontakt zerstört. Ach war das ein schöner Tag und hab ich schon erwähnt das es der längste Tagestrack war? Wir haben ihn innerhalb von 6 Stunden herunter gerissen, der Regen hat uns wirklich angetrieben.
Jetzt können wir uns darüber Tod lachen, aber in dem Moment war es wirklich nicht zu lachen, was haben wir gekämpft, vor allem diese dicken Wurzeln, sie sind so gemein gefährlich. Aber auch das haben wir geschafft. Und ja der Gedanke " warum tun wir das eigentlich" der war mehr als ein mal in unseren Köpfen, aber was sollten wir machen, wir mussten da ja durch und ich meine immerhin ist auch das eine Erfahrung, nicht die schönste aber es ist eine! Und auch an solchen Tagen gibt es schöne Momente, wenn man auf ein mal vor einen Wombat steht das einen ganz nah an sich heran lässt und einen mit seinen dicken kuller Augen anblickt und abends mit seinen Mittstreiter um den Ofen herumsitzt und sich über die Ärgernisse und auch schönen Momente des Tages unterhalten kann. Unser Israelischer Freund, den wir später in der Hütte trafen, meinte nur "thats Life" ja wo er recht hat, Spaß macht's trotzdem nicht ;)
Nun merke ich langsam die Kälte der Nacht anrücken und es wird Zeit schlafen zu gehen. Morgen soll es wieder regnen, aber der Track ist kürzer, also no Worries :)
Ach ja, ein Bild ist doch noch entstanden. Leider mussten auch die Bernds dran glauben und waren nass, daher durften sie den restlichen Abend auf dem Ofen grillen, gerne haben alle für sie Platz gemacht. Wann sieht man auch schon mal im Tasmanischen Regenwald zwei Brokkoli auf dem Grill liegen? Nicht nur wir haben diesen Moment festgehalten.
Tag 4 - Sonnenschein
Ha!!! Der Ranger hatte unrecht. Wir wachen auf und es ist super Wetter, der Himmel wunderschön blau und die Sonne strahlt.
Endlich kann ich auch wieder meine Kamera auspacken.
Ich stehe auf der Terrasse der Hütte und mache gerade Bilder vom tollen Ausblick direkt auf den Mount Ossa, da schau ich nach unten und dort sitzt eine Wallaby Mama mit einem Baby im Beutel.
Man sollte meinen so langsam gewöhnt man sich an die süßen Dinger, aber ich freue mich mich immer wieder wenn ich eins sehe. Ich konnte auch ein tolles Video machen, aber leider wird das mit dem hochladen mit Sicherheit mal wieder nichts, außer wir finden irgendwann mal super schnelles und gleichzeitig kostenloses Internet... ist aber eher unwahrscheinlich, also gedulden bis wir wieder da sind!
Über den heutigen Tag brauchen wir gar nicht mehr viel sagen, der Beste des gesamten Tracks für uns, anstrengender Aufstieg, anstrengender Abstieg, aber dazwischen wunderschöne Landschaften mit Farben wie teilweise in einer Phantasiewelt, einfach unbeschreiblich!
Tag 5 - Schnee
Ja, der Overland Track will uns wirklich herausfordern. Schon am Abend vorher, wurden wir vom Ranger ( dieses Mal ein anderer) gewarnt, dass der kommende Tag hart werden könnte, sogar schneien könnte es. Schnee, ist klar... dachten wir uns noch, aber ganz so dumm waren wir dann auch nicht. Denn zusätzlich gab er uns die Information je länger der Tag desto schlimmer das Wetter. Also sind wir heute schon sehr früh los, geregnet hat es, aber das kannten wir ja nun schon ;)
Man merkte jedoch, dass die Temperaturen um einiges zurück gegangen waren und kurz bevor wir die nächste Hütte erreichen konnten, fing auch schon der Hagel an, ach was macht das Spaß! Wir schafften es aber gerade noch rechtzeitig in die Hütte bevor das Tasmanische Wetter sich mal wieder von seiner besten Seite zeigte. Schneesturm wie man ihn lieber nicht erleben möchte, schon gar nicht wieder mal im Regenwald, durch den wir ja täglich gelaufen sind. Aber dieses Mal konnten wir es von drinnen beobachten und die anderen Menschen, die gerade da durch mussten, taten uns wirklich sehr sehr leid.
Endlich gab es auch mal einen richtigen Holzofen und nicht wie sonst einen Gasofen. Überhaupt ist diese Hütte die Luxushütte der Hütten, erst drei Jahre alt, hat sie zumindestens einen tollen Holzofen und sieht wesentlich modernen von außen aus, aber ansonsten unterscheidet sie sich nicht von den anderen Hütten, wie immer Wasserhahn draußen, kein Strom und Plumsklo auch draußen, aber das will man auch lieber nicht in der Hütte ;)
Das Wasser müssen wir übrigens immer drei Minuten abkochen, da es sich um Regenwasser handelt. Man kann aber auch Aquatabs reinschmeißen, geht schneller, aber das Wasser schmeckt dann etwas nach Chlor.
Nach 5 Tagen kennt man so langsam die Menschen die mit einem am selben Tag gestartet sind, ein deutsches Paar aus München, eine Ehepaar aus Israel und zwei Franzosen. So sitzen wir an diesem Abend alle ein wenig länger zusammen und genießen die Wärme die uns der Holzofen spendet. Später stoßen noch zwei Männer aus Brisbane ( Australien) zu uns, die tatsächlich 2 Etappen am diesem Tag gelaufen sind.
Wir beschließen später alle im Aufenthaltsraum zu schlafen, denn die Schlafräume haben nun schon die Minustemperaturen angenommen... War eindeutig die richtige Entscheidung!
Es scheint wohl so, das wir euch mit dem Schnee zuvor gekommen sind, so war das aber eigentlich nicht geplant ;)
Tag 6 - Der letzte Tag
Heute ist gemischtes Wetter, schade da die Kamera mal wieder im Rucksack bleiben muss und man selbst nimmt auch viel weniger um sich herum wahr, man ist nämlich viel mehr damit beschäftigt nicht auf Wurzeln auszurutschen, umzuknicken oder mal wieder bis zum Knöchel im Matsch stecken zu bleiben. Aber wir können uns das Wetter ja leider nicht aussuchen, also machen wir das Beste daraus, wir laufen.. was auch sonst ;)
Heute kommen wir an der vorletzten Hütte an, man kann nun von hier oder von der nächsten Hütte mit der Fähre zum Endpunkt dem St. Claire Visitor Center fahren. Aufgrund des schlechten Wetters und sich dem absolut zu neige endenden Vorräten, beschließen wir den Track hier nach 65km zu beenden.
Wir sind nun also 65km über Holzstege die mal mehr mal weniger gut ausgebaut waren gelaufen, haben Flüsse überquert, sind von Stein zu Stein gesprungen, über dicke Wurzeln geschlittert, durch Matsch gestapft und diverse Felsen hoch und wieder runter geklettert und das immer mit 10kg auf dem Rücken.
Wir wurden beide während dieser 6 Tage körperlich und mental immer wieder herausgefordert und an unsere Grenzen gebracht, das wie beide als Fazit nun sagen können: sowas anstrengendes und herausforderndes haben wir noch nie erlebt! Sei es 6 Tage am Stück unterwegs zu sein oder keine richtigen Toiletten zu haben, durch Landschaften zu gehen die völlig neu und herausfordernd waren, bei Minustemperaturen zu schlafen und sich zu waschen ( das war sooo kalt) oder sich auch jeden Morgen aus dem Schkafsack zu zwingen um sich dann der Kälte und dem nächsten harten Weg mit schweren Gepäck zu stellen.. All das war für uns eine Riesen Erfahrung die viele positive aber auch negative Seiten hatte. Aber wir werden sie nun immer bei uns tragen und das ist schon ein tolles Gefühl.
Wir sind froh, dass wir ihn gelaufen sind und wir können ihn auch nur jedem empfehlen, gerade wenn man unglaublich tolle Landschaften und Ausblicke sehen und erleben möchte. Gleichzeitig kann man sich auch körperlich richtig austoben, denn neben dem normalen Overland Track Hauptweg, gibt es zahlreiche Nebentracks, die einen mindestens genauso, wenn nicht noch mehr herausfordern können, gleichzeitig kann man hier wohl auch wieder unzählige schöne Dinge entdecken.
Wir haben es auf jeden Fall geschafft und sind unglaublich stolz :)